Brillante Solisten, ungestümer Chor
«Carmina Burana» ist das populärste Chorwerk des 20. Jahrhunderts. Weshalb das so ist, zeigte auch die jüngste Aufführung im KKL.
Immer wieder «Carmina Burana». Kein anderes Werk Carl Orffs hat auch nur annähernd eine Popularität wie diese Vertonung der mittelalterlichen, bald derben, bald lyrisch versponnenen Verse erreicht, die der Benediktbeurer Liederhandschrift entnommen sind. Dass es gar zum beliebtesten Chorwerk des 20. Jahrhunderts werden konnte, begreift man angesichts der Direktheit der Tonsprache ohne weiteres. Wobei Direktheit nicht mit Einfachheit oder Monotonie zu verwechseln ist. Denn der formelhaften, auf repetitiven Rhythmen Western union customer service beruhenden Tonsprache steht eine unglaubliche Vielfalt von Bildern gegenüber, die in rascher Folge wechseln.
Die vereinfachte Fassung für Schlagzeug und zwei Klaviere (anstelle des Orchesters) tat der Wirksamkeit keinen Abbruch, ermöglichte es dafür auch Formationen mit bescheidenerem Aufwand, dieses Werk aufzuführen. Auch in dieser entschlackten Fassung kann das Werk aber durch das reichhaltige Aufgebot an Ausführenden imponieren. So sang am Sonntag im KKL-Konzertsaal das Vokalensemble Luzern, die Juventus Singers Beromünster und die Singschule der Musikschule Sursee bildeten den Kinderchor, es spielten das Klavierduo Marian Rosenfeld und Horacio Gagliano sowie das Schlagzeugensemble Quadrums. Unter der Leitung von Hansjakob Egli gelang ihnen eine Wiedergabe, die ebenso sehr durch ihre klangliche Vitalität und Frische wie durch ihre rhythmische Prägnanz bestach.
Bewegungsfantasie
Zum Kollektiv, das von Egli jederzeit kontrolliert gefordert wurde, gesellte sich ein Solistenterzett, das hohe Ansprüche befriedigte. Ein Kabinettstück der besonderen Art bot der Tenor Peter Siegrist: Er stellte den gebratenen Schwan mit falsettierendem Tenor nicht nur musikalisch dar, sondern zeichnete dessen erbärmliches Schicksal auch mit urkomischer Mimik und Bewegungsfantasie. Er wie auch der durch seine Vielseitigkeit beeindruckende Bariton Michel Brodard, der sich auch mal unter den Chor mischte, deuteten zumindest an, dass «Carmina Burana» auch szenisch aufgeführt werden kann.
Neben diesen beiden bekannten Gesichtern hörte man mit der Sopranistin Gabriele Bürgler ein neues, junges Talent. Allein, wie mühelos und astrein sie im «Dulcissime»-Abschnitt in das stratosphärisch hohe D aufstieg, lohnte den Besuch der Aufführung.
Mancher mochte darüber gerätselt haben, wie Maurice Ravels «La Valse» in dieses Programm ohne Orchester schlüpfen konnte. Das grosse Orchesterwerk wurde in einer Fassung für zwei Klaviere aufgeführt und bereitete damit gleichsam vor auf das Chorwerk.
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